Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die nach wie vor ungerechte Verteilung von Impfstoff gegen das Corona-Virus kritisiert und den Aufbau einer eigenen Produktion in Afrika begrüßt. „Es ist wenig Impfstoff in Afrika angekommen im ersten Jahr der Pandemie“, sagte Steinmeier am Dienstag bei seinem Besuch im Senegal. „In Zeiten der größten Not haben die Länder, in denen Impfstoffe produziert werden, natürlich zunächst einmal für die eigene Bevölkerung, für die Nachbarstaaten gesorgt.“
Deutschland habe sich zwar von Anfang an stark an der Impfstoff-Initiative Covax beteiligt, sagte Steinmeier. „Gleichwohl, die Verteilung ist nach wie vor nicht gerecht.“ Es gebe nur eine wirkliche Abhilfe, die Impfstoffproduktion auf dem afrikanischen Kontinent selbst. Das werde deutlich, wenn man sich vor Augen halte, dass die in Afrika verabreichten Impfstoffe zu fast 100 Prozent außerhalb des Kontinents hergestellt werden. „Hier ist Änderung notwendig.“
Steinmeier besichtigte in Dakar den Ort, wo das deutsche Unternehmen Biontech demnächst eine mobile Produktionsstätte für Impfstoffe errichten will. Dieses modulare System war vor einer Woche im hessischen Marburg vorgestellt worden. Dabei geht es nicht nur um Impfstoffe gegen Corona, sondern beispielsweise auch gegen Malaria.
Zur Forderung, Unternehmen wie Biontech sollten die Patente auf den von ihnen entwickelten Impfstoff freigeben, sagte Steinmeier, die Diskussion habe sich weiterentwickelt. Vor einem Jahr habe sich die Debatte noch um diese Frage gedreht. „Aber auch hier in Afrika weiß man, dass die Patentfreigabe zu einem Zeitpunkt, in dem es keinerlei Fertigungsstätten in Afrika gibt, nichts geholfen hätte.“ In seinen Gesprächen mit Senegals Präsident MackySall habe sich gezeigt, dass heute die Ansiedelung von Produktionsstätten Priorität habe. (dpa)