In Berlin kann der Corona-Impfschutz künftig schon fünf Monate nach der letzten Impfung aufgefrischt werden. Bisher galt eine sechs-Monats-Frist. „Die Auffrischungsimpfungen sind in dieser kritischen Phase der Pandemie von hoher Bedeutung“, teilte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Mittwochabend mit. Bislang seien in Berlin 292 000 Boosterimpfungen verabreicht worden. Ab diesem Donnerstag seien Auffrischimpfungen in den landeseigenen Impfzentren und Impfstellen mindestens fünf Monate nach der vollständigen Impfung möglich.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, Burkhard Ruppert, warb vorsorglich um Geduld. „Boostern für alle Impfwilligen“ sei nicht von heute auf morgen möglich, wurde er in der Mitteilung zitiert. In den Praxen sei der Andrang mittlerweile sehr groß und es würden immer mehr Boosterimpfungen durchgeführt. „Wir erwarten, gegebenenfalls auch durch veränderte Stiko-Empfehlungen, in den nächsten Wochen eine große Welle an Impfwilligen, die wir versuchen, so schnell wie möglich abzuarbeiten.“
Das Interesse der Impfwilligen habe in den vergangenen Tagen stark zugenommen und werde erwartungsgemäß weiter zunehmen, schrieb die Senatsverwaltung. „Die Berliner Praxen, Impfzentren und Mobilen Impfteams bieten seit Anfang September Auffrischimpfungen an und stellen sich mit ihren Kapazitäten auf das veränderte Interesse ein.“
Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich kürzlich dafür ausgesprochen, allen Menschen ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus zu ermöglichen – auch wenn die letzte Impfung noch nicht sechs Monate her ist. Das bayerische Gesundheitsministerium forderte die Impfzentren in dem Bundesland bereits schriftlich dazu auf, allen Interessierten schon nach fünf Monaten eine Booster-Impfung gegen Corona zu verabreichen. Eine bundesweit einheitliche Regelung dazu stand dazu aber noch aus.
Aus vielen Teilen Deutschlands, auch aus Berlin, gab es zuletzt Berichte, dass Impfzentren oder manche niedergelassenen Ärzte Impfwillige abwiesen, weil deren letzte Impfung noch nicht sechs Monate zurücklag. Sie beriefen sich dabei auf Vorgaben der Ständigen Impfkommission (Stiko): Diese empfiehlt eine Auffrischungsimpfung bislang frühestens nach sechs Monaten für Menschen ab 70 sowie solche mit Immunschwäche, Bewohner von Pflegeeinrichtungen sowie Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegepersonal.
Berlins Senatorin Kalayci forderte von Bundesminister Spahn klare rechtliche Regeln, um allen Menschen ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung gegen Corona nach fünf Monaten zu ermöglichen. „Ein loses Schreiben ist KEINE einheitliche klare Regelung!“, twitterte sie am Mittwoch. „Bundesgesundheitsminister muss BUNDESEINHEITLICH in der Impfverordnung Boosterimpfung nach 5 Monaten verankern.“
Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens stellte eine baldige Ausweitung der Empfehlung in Aussicht. Die Stiko werde am Mittwoch „über die nächste, sozusagen die fortgeschriebene Empfehlung beraten, und das wird nicht lange dauern, und dann wird die jetzt von Ihnen reklamierte Empfehlung auch kommen“, sagte er am Dienstagabend auf eine entsprechende Frage in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Auf Nachfrage machte Mertens klar, dass die Empfehlung „bis 18“ gesenkt werden könnte. Bis zum Mittwochabend gab es noch keine neue Stiko-Empfehlung.